Es isch eifach wieder mal zum Chotzä z’Züri …

Dieser Vorfall wird im Tagi nochmals aufgekocht. Er soll wohl, wie andere Artikel zum Fliegen (überlasteter Himmel und Flughafen Zürich) diesen Sommer in diversen Zeitungen, die Bevölkerung weichklopfen, damit sie den unverantwortlichen Megahubträumen (Pistenausbauten, Betriebszeitenverlängerungen) der Fluglobby unbesehen zustimmt. Denn gemäss der Fluglobby ist das Wachstum gottgegeben und darf nicht hinterfragt werden …
Massnahmen gegen diese Einbahndenkweise der Fluglobby werden mit an Lächerlichkeit grenzenden Aussagen zu verhindern versucht.
Es scheint eher, dass zu viele Slots verkauft werden – und diese können nicht bedient werden …

Für die Piloten (aka Fluggesellschaften) hat die Fluglobby volles Verständnis. Und für die flugemissionsgeplagte Bevölkerung?
Wie lange muss diese noch warten, bis griffige Massnahmen gegen die ständige Verletzung der Nachtruhe getroffen werden? Gegen die massive Verletzung der Lärmschutzverordnung (LSV)?
Praktisch täglich werden die Ruhezeiten massiv verletzt. Wie die FZAG in einer Mail festhält, wird die Nachtruhe durch den Missbrauch der Ausnahmebewilligungen («… werden relativ grosszügig ausgelegt, …») ständig massiv verletzt.

Überlasteter Flughafen Zürich?
Die ständigen Verzögerungen und Verspätungen halten kaum der Ausrede „Wetter/Wind“ stand.
Es ist der Flugboom als eine Folge der subventionierten Fliegerei– und das rücksichtslose Vorgehen der Verantwortlichen der FZAG, die sich offensichtlich um die gültigen Betriebszeiten futieren. Der Kantonsrat folgte dem Drängen der Fluglobby und beauftragte den Regierungsrat, den ZFI, zum Schaden der flugemissionsbetroffenen Bevölkerung, nach oben anzupassen. Die zuständige Regierungsrätin Walker-Späh ist allerdings diesen Forderungen gegenüber nicht abgeneigt; begrüsst sie.
Gleiches tat die FZAG mit ihrer Eingabe „Neue Festlegung der zulässigen Fluglärmimmissionen in der Nacht“ an das BAZL. Wir verfassten in dieser Sache, wie auch zu anderen „Erweiterungswünschen“ der Fluglobby, eine Einsprache an das BAZL.
Rücksicht auf die Bevölkerung wird durch die Fluglobby nicht genommen. Hauptsache, die Fliegerei floriert – egal was es Menschen und Umwelt kostet!

Der Kassensturz nahm das Thema auf:
Der Klimatologe Reto Knutti sprach zur Absurdität der Ticketpreise, die auf der Emissionsseite nur die Kosten für das Flugzeug und das Kerosin kennen.
Gute 20% der CH schädlichen CO2-Emissionen entstehen durch die Fliegerei in der Schweiz. Die Flugkilometer der SchweizerInnen sind 2015 gegenüber 2010, dank der privilegierten Fliegerei um 57% gewachsen. 2005 zählten die Schweizer Flughäfen 30.9 Mio. Passagiere; 2017 54.9 Mio. Dies entspricht einer Zunahme von 73%.
Die wegen der Flugpreise, die die Kostenwahrheit nicht widerspiegeln und dank der Steuerprivilegien der Luftfahrt.

Kostenwahrheit fehlt:
Die Flugindustrie und Flugpassagiere als Verursacher zahlen nicht die effektiven Kosten, wie das andere Mobilitätsformen zu zahlen haben. Keine Abgaben, ob MwSt., CO2-Abgaben. Mit anderen Worten: wir subventionieren die Fliegerei massiv.
Die Gemeinschaft berappt die externen Kosten der Flugindustrie!

Kerosin für int. Flüge: steuerfrei
CO2-Abgaben: keine
Flugtickets: keine MwSt

Renate Schubert, Ökonomieprofessorin ETH ZH zeigt im Kassensturzbeitrag die eklatante Bevorzugung der Fliegerei gegenüber allen anderen Verkehrsmitteln auf; externe gesellschaftliche Kosten der Fliegerei werden von der Gemeinschaft bezahlt (CO2, Klimaerwärmung).

Zwei konkrete Beispiele aus der Kassensturzsendung:

Strecke
 Flug-
preis
Kerosin-
steuer
CO2-Abgabe
(externe Effekte)
MwSt. Total
Flugpreis
Kosten-
faktor
Basel – Berlin 31.20 27.90 17.20 5.90 82.20 2.6
Zürich – New York
(hin und zurück)
 585.50 334.70 220.80 97.90 1’228.90 2.1

CORSIA (Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation):
Das gemeinsames Projekt CORSIA der Fluggesellschaften (Mitgliedschaft/Teilnahme freiwillig).
Das BAZL argumentiert einmal mehr mit den Floskeln der Fluglobby (Wachstumsmarkt).
Ab 2020 soll das Mehrwachstum den CO2-Ausstoss kompensieren. Das Mehrwachstum – heisst, dass die Flugkilometer, die bis 2020 Grundgrösse sind, nicht abgabepflichtig sind. Nur was ab dann dazu kommt, der Zuwachs …!
CORSIA ist ein erster Schritt in die richtige Richtung – genügt aber bei Weitem nicht. Es führt mit der Kompensation einfach zu einer Verlagerung – also zu keiner Minderung. Und die externen Kosten, die der Flugverkehr generiert, sind damit noch lange nicht abgedeckt.
Mit CORSIA ist es wie mit den Versprechen aus der Autobranche: Ohne politischen Druck und Verantwortungsübernahme durch die Passagiere passiert wenig bis nichts.
Klimaforscher sind jedoch kritisch, da es sich lediglich um eine Kompensation und nicht um eine Reduktion handelt.

Kassensturz-Disskusion:
In der Diskussion versuchte Hurter (Präsident Aerosuisse, Nationalrat, Pilot) nach bekanntem Muster der Fluglobby, alle Massnahem zugunsten des Klimas, die die Airlines etwas kosten, in die Zukunft zu verschieben. Ein billiges Vorgehen, das immer wieder angewendet wird, wenn nichts getan werden soll, was seinem Business den Gewinn etwas schmälert.
Dass der heutige Preis der Kunde bezahlt, ist nicht das Thema. Sondern dass er nicht alles zahlt, was z.B. ein Autofahrer zahlt: die ganzen Abgaben (MwSt., CO2, Benzinsteuer, etc.). Und Hurter versteigt sich noch zu behaupten, dass der Flugverkehr nicht privilegiert sei. Lobt aber das noch nicht in Kraft getretene CORSIA (freiwillige Teilnahme, fraglicher Erfolg) um lokale Gebühren, wie wir und andere Organisationen sie fordern und wie sie im EU-Umland angewendet werden (s. Tabelle unten), zu verhindern. Und die dann die alt bekannte Leier: die Schweiz alleine kann nichts machen – was natürlich nicht stimmt.
Ausweichen, wenn der Moderator konkret fragte, ob er für Massnahmen zum Klimaschutz sei; die Flugindustrie kostengerecht fliegen soll. Hurter antwortet mit dem Wachstum und optimal fliegen (= keine Abgaben); dass neue Flugzeuge weniger Kerosin verbrauchen – das ja ganz im Interesse der Fluggesellschaften ist, vergisst er. Auch kein Wort, dass die Zunahme des Flugverkehrs die Einsparungen mehr als kompensiert.
Nach gut 20 Jahren herumeiern soll CORSIA nun ab 2020, mit etlichen Ausnahmen, in Kraft treten – Beitritt ist bis 2027 freiwillig – die Wirkung wird aber sehr bezweifelt und könnte einfach dazu dienen, echte Klimaschutzmassnahmen der Flugindustrie zu verhindern – Klimaziele der Schweiz (und weltweit) werden so nicht erreicht. Ab 2035 soll durch die Flugindustrie gar ein Abbau erfolgen …
Absolut störend ist, wie Hurter die Klimaschäden durch die Luftfahrt versucht kleinzureden um dann gleich die Leier der wirtschaftlichen Wichtigkeit (Wachstumsmarkt) zu drehen. Und die Schweiz sei zu klein, um im Klimaschutz etwas zu erreichen …

Wie gesagt, die Fliegerei der CH’ler verursacht 20% der CH-Klimaschäden.

Dass die Fluglobby weiterhin eine Privilegierung will, hat Hurter im Kassensturzbeitrag gezeigt.
In Europa kennen jedoch etliche Länder Flugticketzuschläge in verschiedenen Formen und Höhen:

Deutschland (2012)
Österreich(2011)
Dänemark (2005 – 2007 – nach zwei Jahren wieder abgeschafft)
Frankreich (2006)
Irland (2009)
Niederlande (2007 – nach einem Jahr wieder abgeschafft)
Schweden (2018)
Vereinigtes Königreich (2009 – und laufend erhöht)

Zeit, dass auch in der Schweiz dieser wichtige Schritt Richtung Kostenwahrheit in der Fliegerei gemacht wird.

Es lohnt sich, die Espresso-Sendung im Radio SRF zu hören.

Nicht verpassen: 
Mitgliederversammlung
Montag, 12. November 2018, 19.30 Uhr
Alte Kaserne
Technikumstrasse 8
8402 Winterthur
(Gäste willkommen)

BFO unterstützt Forderungen nach Kostenwahrheit in der Fliegerei

BÜRGERPROTEST FLUGLÄRM OST, 13.10.2018

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