Nun sollen sie also doch kommen, die Pistenverlängerungen am Flughafen Zürich. Seit Jahren schon drohen diese Ausbaupläne wie ein Damokles-Schwert über der lärmgeplagten Bevölkerung rund um den Flughafen. Zurzeit ist das betreffende Geschäft zwar noch in der Beratung in der kantonsrätlichen Kommission für Energie, Verkehr und Umwelt, aber die NEIN-Kampagne ist diese Woche bereits prominent lanciert worden. Und das ist gut so.
Je früher man die Argumente auf den Tisch bringen und darüber diskutieren kann, desto besser. Gemäss Umfrage der NZZ gibt es nämlich noch einige Unentschlossene. Seit ich mich mit Flughafenpolitik beschäftige – und das ist mittlerweile seit über 20 Jahren – sind zwei Faktoren immer gleich vordringlich geblieben: Die Angst vor einem grenzenlosen Wachstum und das Misstrauen gegenüber den Versprechungen der Flughafenverantwortlichen. Das ist auch jetzt nicht anders. Die Flughafen Zürich AG ist weiterhin auf Wachstum programmiert, von 50 Mio. Passagiere bis ins Jahr 2040 ist da die Rede. Wie glaubwürdig sind da die Beteuerungen, dass die Pistenverlängerungen nur aus Sicherheits- und betrieblichen Gründen gebaut werden sollen? Etwa so glaubwürdig, wie dass die zukünftige zweite Gotthardröhre niemals für einen Kapazitätsausbau gebraucht werden wird.
Der Flugverkehr ist für 27% des menschgemachten Klimaeffekts in der Schweiz verantwortlich. Unser Klima erträgt hier einfach kein weiteres Wachstum mehr, sonst erreichen wir die Pariser Klimaziele nie. Interessant in diesem Zusammenhang ist eine Meldung aus Holland vom Sommer letzten Jahres: Der Flughafen Amsterdam Schiphol darf die festgelegten Grenzwerte für die Lärmbelästigung nicht mehr überschreiten, dadurch wird die Zahl der jährlichen Flugbewegungen plafoniert. Und Frankreich verbietet zum Beispiel Inlandflüge auf Strecken, die in zweieinhalb Stunden mit dem Zug bewältigt werden können. Zurzeit ist noch offen, ob es die Kommission schafft und auch willens ist, eine verbindliche gesetzliche Formulierung zu finden, welche ein Kapazitätsausbau im Zusammenhang mit diesen Pistenverlängerungen verbietet. Ansonsten ist es für mich völlig klar, dass dieses versteckte Ausbauprojekt abzulehnen ist.
Dieser Text erschien zuerst als Meinungsbeitrag im „Zürcher Unterländer“ am 28.01.23.