Bund hebelt Nachtruhe aus – Südstarts bedrohen Wohngebiete
Fluglärm-Terror ohne Sanktionen bis kurz vor Mitternacht?
Die Bevölkerung rund um den Flughafen Zürich fühlt sich von den Behörden massiv im Stich gelassen. Trotz klarer verankerter Nachtflugordnung werden Flugbewegungen bis 23:30 Uhr weiterhin ungehemmt erlaubt – Verspätungen und zusätzliche Starts nach 23 Uhr drohen sogar weiter zuzunehmen. Es entsteht der Eindruck, dass der Flughafen Zürich nun ohne Sanktionen bis kurz vor Mitternacht Starts und Landungen durchführen kann.
Die Ankündigung des Bazl, dass Flüge bis 23:30 Uhr ohne besondere Bewilligung möglich sind, sorgt für Unverständnis und Empörung. Viele Bürgerinnen und Bürger in den betroffenen Gemeinden fühlen sich schlichtweg übergangen. Offiziell gilt am Flughafen Zürich eine Nachtruhe ab 23 Uhr. Stattdessen zeigen die jüngsten Entscheidungen des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl), dass vor allem die wirtschaftlichen Interessen des Flughafenbetriebs über den Schutz der Anwohner gestellt werden. Die Bevölkerung erwartet zu Recht, dass Recht und Nachtruhe nicht nur auf dem Papier bestehen.
Bankrotterklärung des Bundes
Denn in der Realität donnern die Jets bis kurz vor Mitternacht über die Wohngebiete. Über das Schlupfloch des Verspätungsabbaus werden Flüge so nahe ans Betriebsende geplant, dass fast durchgehend Starts und Landungen während der Nachtruhe stattfinden. Für Betroffene bedeutet dies nicht nur Lärm, sondern eine dauerhafte Gefährdung von Schlaf und Gesundheit. «Mit diesem Entscheid lässt das Bazl ganz bewusst Nachtruhestörung zu», sagt Kantonsrat Urs Dietschi, FAIR in AIR-Vizepräsident. Besonders stossend ist die sogenannte Besitzstandsgarantie: Mit dem Missbrauch des Verspätungsabbaus tritt das Bazl den dringend nötigen Bevölkerungsschutz mit Füssen.
Das Bazl rechnet gemäss neuer Mitteilung selbst mit rund 3’200 Flugbewegungen nach 23 Uhr pro Jahr: Ein klarer Verstoss gegen die vorgeschriebene Nachtruhe von sieben Stunden. Für die Bevölkerungsorganisation FAIR in AIR ist das eine Bankrotterklärung: «Der Bund verspricht Ruhezeiten, liefert aber nächtlichen Dauerbetrieb. Die Gesundheit der Menschen wird geopfert, damit der Flughafen seine Langstrecken statt regulär in der Nacht abfertigen kann», so Urs Dietschi.
Südstarts: zusätzliche Belastung für Zehntausende
Besonders brisant: Das Bazl erlaubt Südstarts geradeaus, sobald Wetterlagen wie Nebel oder Bise auftreten. Damit werden dicht besiedelte Gebiete in der Stadt Zürich und entlang der Goldküste direkt überflogen. Die Lärm- und Gesundheitsbelastung in ohnehin schon strapazierten Wohngebieten steigt stark.
Die Bevölkerung rund um den Flughafen Zürich fühlt sich von den Behörden massiv im Stich gelassen. Es entsteht der Eindruck, dass der Flughafen Zürich nun ohne Sanktionen bis Mitternacht Starts und Landungen durchführen kann. Statt Entlastung sieht sie die Lärmbelastung stetig steigen, während die gesetzlich vorgeschriebene Nachtruhe konterkariert wird.
Kosmetik statt Schutz – Nachtruhe lässt sich nicht kaufen
Zwar erhöht das Bazl die Lärmgebühren auf bis zu 10’000 Franken pro Start nach 23 Uhr. Für FAIR in AIR sind solche Gebühren reine Kosmetik: «Die Nachtruhe lässt sich nicht kaufen. Was nützen Gebühren, wenn die Flugzeuge trotzdem fliegen und die Menschen nicht schlafen können?»
Während die Zürcher Kantonsregierung die hohen Flugzahlen nach 23 Uhr kritisiert und die Stadt Zürich Südstarts als „nicht tragbar“ bezeichnet, zeigt sich die Flughafen Zürich AG erleichtert. «Das ist ein klares Signal: Der Flughafen gewinnt, die Bevölkerung verliert», so FAIR in AIR.
Kanton und Bevölkerung sollen Fehlentscheid aus Bern korrigieren
Die hängige Nachtruhe-Initiative, von FAIR in AIR mitgetragen, fordert eine konsequente Einhaltung der Nachtruhe von 23 bis 6 Uhr – ohne Ausnahmen für Verspätungen. Angesichts der aktuellen Entscheide ist für FAIR in AIR klar: Ohne politischen Druck wird die Nachtruhe weiter ausgehöhlt. «Wer sieben Stunden Nachtruhe will, muss dafür kämpfen. Der Bund hat sich gegen die Bevölkerung und für den Flughafen entschieden. Jetzt liegt es an Kanton und Stimmbevölkerung, diesen Fehlentscheid zu korrigieren.»

«Der Bund verspricht Ruhezeiten, liefert aber nächtlichen Dauerbetrieb. Die Gesundheit der Menschen wird geopfert, damit der Flughafen seine Langstrecken statt regulär in der Nacht abfertigen kann.» Urs Dietschi, Kantonsrat, Vizepräsident FAIR in AIR
Mehr zur Nachtruhe-Initiative auch hier: https://fair-in-air.ch/verein-flughafen-nachtruhe-initiative-erfolgreich-nachtruhe-initiative-kommt-zustande/